Erfolgreiches RNA-Editing mit humanen ADAR
Ref-Nr: TA-EKUT-14-0327 T. Stafforst
Kurzfassung
Wir haben erstmals genetisch kodierbare trans-agierende guide-RNAs entwickelt, die es möglich machen, die Aktivität von ADAR2-Enzymen gezielt auf ausgewählte Punktmutation in mRNA-Molekülen zu adressieren.
Ausgangspunkt für diese Konstruktion von guide-RNAs ist die so genannte R/G-hairpin-Struktur im GluR2-Transkript. An der R/G-Stelle des nativen Transkripts faltet sich eine cis-ständige Intronsequenz zurück zum Exon. Der entstehende Loop in der RNA-Struktur rekrutiert ADAR2 über doppelsträngige RNA (dsRNA) Bindungs-Domänen.
Erste in vitro-Daten demonstrieren Proof of Concept. Die neue Technik bietet Chancen auf neue Therapien vor allem monogenetischer Erkrankungen in der Medizin.
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Hintergrund
"Adenosine deaminases that act on RNA" (ADAR) sind eine Klasse von Enzymen, die die Konversion von Adenosin in Inosin in RNA-Molekülen während der Translation katalysieren. Da Inosin als Guanosin ausgelesen wird, führt die ADAR-Aktivität formal gesehen letztendlich zur Einführung von A- nach G-Punktmutationen.
In der Vergangenheit wurden mehrere Ansätze erforscht, ADAR-Enzyme gegen Punktmutationen in mRNAs einzusetzen. Ein Proof of Concept über die erfolgreiche "Reparatur" einer krankheitsauslösenden Punktmutation in einem essentiellen Gen steht nach unserer Kenntnis hingegen nach wie vor aus.
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Problemstellung
Ein Einsatz der ADAR-Technologie ist prinzipiell schon vor einigen Jahren von uns beschrieben worden. Es handelt sich dabei um die Applikation von chemisch modifizierten ADAR-Enzymen, die so genannte SNAP-Tag-Technologie1. Ein besser einsetzbarer Ansatz für zukünftige Therapeutika ist es aber, die nativ im Organismus, in Geweben oder auch einzelnen Zellen vorhandene ADAR-Aktivität direkt durch die Applikation von guide-RNA zu adressieren.
Lösung
Wir haben die so genannte R/G-site im GluR2-Transkript zwischen den zwei Guanosinen fünf und sechs geschnitten, die sich unterhalb ("downstream") der Stelle befinden, die editiert werden soll. Die komplementäre RNA-Sequenz, die an die targeting-Region eines angesteuerten mRNA-Strangs binden soll, kann hier an das 3'-Ende des verkürzten Stem-Loops der RNA angeheftet werden.
Wir haben ein Proof of Concept etabliert, indem wir die Funktionalität einer aufgrund eines fehlerhaften Stop-Codons vorzeitig in der Translation abbrechenden mRNA des Gens PINK1 wiederhergestellt haben2.
Vorteile
- Adressieren von Krankheits-verursachenden Punktmutationen auf Ebene der mRNA könnte selektiver und reversibler sein verglichen mit entsprechenden Eingriffen auf Ebene der DNA
- Einsatz allein von guide-RNAs anstelle chemisch ungleich komplexerer so genannter SNAP-Tag-Konstrukte bietet die Möglichkeit der transgenen Expression solcher "Therapeutika"
Anwendungsbereiche
- Anwendungsgebiet in Human- und Veterinärmedizin
- Schwerpunkt auf monogenetischen Krankheiten
Service
Lizenz oder Verkauf zur gewerblichen Nutzung
Entwicklungskooperation
Publikationen & Verweise
1. P. Vogel et al. Improving site-directed RNA editing in vitro and in cell culture by chemical modification of the guideRNA. (2014) Angew Chem Int Ed Engl. 53(24):6267-71. doi: 10.1002/anie.201402634
2. J. Wettengel et al. Harnessing human ADAR2 for RNA repair – Recoding a PINK1 mutation rescues mitophagy. (2016) Nucl. Acids Res. 1; doi: 10.1093/nar/gkw911
3. MF Schneider et al. Optimal guideRNAs for re-directing deaminase activity of hADAR1 and hADAR2 in trans. (2014) Nucleic Acids Res. 2014 Jun 1; 42(10): e87; doi: 10.1093/nar/gku272
Anbieter

Eberhard Karls Universität Tübingen
Dr. Rolf Hecker
+49 (0)7071-2972639
r.hecker@uni-tuebingen.de
www.technologietransfer.uni-tuebingen.de
Adresse
Keplerstraße 2
72074 Tübingen
Entwicklungsstand
Prototyp
Patentsituation
- DE 10 2015 012 522 erteilt
- PCT anhängig
Stichworte
ADAR, Enzyme, Adenosin, Inosine, ADAR2 GluR2-Transkripts, RNA-Editierung, AdenosindesaminasenAngebot Anbieter-Website